Thema dieser Ausstellung sind die vielfältigen Welten, die uns umgeben und prägen, in denen wir uns bewegen und in denen wir immer aufs Neue unseren Ort finden müssen. Dafür wurden aus dem Fundus der Jahre 2018 bis 2023 Arbeiten zusammengestellt, die in besonderer Weise dieses Thema zum Inhalt haben. Real erlebte Situationen mit ihren jeweiligen Stimmungen werden darin zu kontemplativen, spannungsvollen, mitunter auch irritierenden Landschaften und Orten aus abstrakten Formen, Strukturen und Farben. Dabei schauen wir immer auf Momentaufnahmen eines ablaufenden Prozesses, der in den Augen eines jeden Betrachters wieder neu und auf eigene Weise entsteht.
Neben der Darstellung auf der klassischen Bildfläche gehören zu diesem Thema auch gestaltete Holzkuben, die figurative Elemente mit einbeziehen. Die Figuren sind Teil des Ereignisses, in dem ihre Situation oder Gefühlswelt, in der sie sich befinden, bildhaft gestaltet wird.
Susanne Ballin malt vorwiegend im Stil des abstrakten Expressionismus. Ihre Bilder entstehen aus der Wahrnehmung von Landschaften, Objekten, Personen und Stimmungen. Die so gewonnenen Eindrücke verarbeitet sie zu einer Komposition aus Flächen, Linien, Strukturen und Farben, wobei gelegentlich ein Bezug zum real Gesehenen erhalten bleibt. Als stilistisches Vorbild kann man die Inspiration durch die amerikanischen abstrakten Expressionisten anführen, aber auch die Faszination für die großen Meister des Informel hat Susanne Ballin nachhaltig geprägt.
Davon ausgehend hat die Malerin ihre Art der Bildkomposition und des Zusammenspiels der Bildkomponenten entwickelt. Dabei stehen dynamische Prozesse im Vordergrund, wie Bewegung, Spannung und Polarisierung durch Verdichtungen und Leerräume, nicht selten auch unter Einbeziehung räumlicher Tiefe. Letztlich geht es um die „Geschichte dahinter“, die jeder Betrachter auf seine Weise wahrnehmen kann – in einer Art Rück-Übersetzung dessen, was die Malerin zur Abstraktion angeregt hat.
Das Prozesshafte der Bildentstehung bleibt dabei sichtbar: Farbschichten überlagern sich, Linien werden verdeckt und wieder freigelegt, Papiere eingeklebt und wieder übermalt – ein durchaus schmaler Grat der Formfindung zwischen Intuition und bewusster Entscheidung. Die verwendeten Materialien sind vielseitig: Acryl- und Ölfarben, Pigmente, Erden, Kreiden, Papiere für Collagen. Auch Wachs kommt als mitgestaltendes Element zum Einsatz.
Zu nennen sind darüber hinaus die bemalten Holzkörper mit figurativen Elementen. Nach langer Beschäftigung der Malerin mit Aktzeichnen findet auch hier wiederum eine Abstraktion statt, welche die Gestalt teils bis ins Schemenhafte zurücknimmt, um nicht die Figuren, sondern die Situation, in der sie sich befinden, als die eigentliche Bildaussage hervortreten zu lassen.
Die in Neustadt/Weinstraße geborene Susanne Ballin lebt und arbeitet in der Südpfalz. Nach einem Studium der Germanistik und Romanistik war sie als Gymnasiallehrerin in der Lehrerausbildung und als Schulbuch-Autorin tätig. Seit 1992 beschäftigt sie sich mit Malerei und Zeichnen. Sie begann 2014 mit dem Studium von Malerei und Aktzeichnen an verschiedenen freien Kunstakademien mit einem abschließenden Studienjahr 2020 an der Kunstakademie Augsburg.