Die Attraktivität unserer Dörfer auch in der Zukunft zu erhalten, ist eines der zentralen Anliegen im Kreisentwicklungsprozess des Landkreises Südwestpfalz. Dies gilt auch vor der Herausforderung, die Altbausubstanz in den Ortskernen mit neuem Leben zu erfüllen. Eine denkbare Möglichkeit hierfür ist beispielsweise, mit vorgefertigten Baumodulen den Bestand neu zu gliedern und an aktuelle Wohnbedürfnisse anzupassen.
An der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern-Landau haben sich im Sommersemester 2023 angehende Architekten im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs mit dieser Thematik beschäftigt. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag, 09.11., bei einer Feierstunde im Kreistagssaal vorgestellt.
„Wir brauchen neue Ansätze, um Wohnraum zu schaffen. Der Trend geht weg vom großen Einfamilienhaus hin zu kleineren Einheiten – auch aus finanziellen Gründen, aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, um Flächen und Ressourcen zu schonen. Darüber hinaus brauchen wir Lösungen, um unsere Ortskerne attraktiv zu halten, statt immer neue Baugebiete an den Ortsrändern auszuweisen“, erläutert Landrätin Dr. Susanne Ganster den Hintergrund des Wettbewerbs.
Genau mit diesem Ansatz hatte der Landkreis zu Jahresbeginn Kontakt mit der RPTU aufgenommen – und war dort auf offene Ohren gestoßen, da man auch dort die Aktualität dieses Themas erkannte.
Für 18 Studierende galt es über die Sommermonate, für ausgewählte städtebauliche Situationen in der Südwestpfalz Das passgenaue Baumodul – so der Titel des Wettbewerbs – zu entwerfen. „Dabei sollten Aspekte des vorhandenen Gebäudebestands, baulicher Ressourcen, des Energiebedarfs, der Nutzungsflexibilität und der eingesetzten grauen Energie berücksichtigt werden – und das alles abgestimmt auf die Architektur der Südwestpfalz“, so Professor Boris Milla vom Fachgebiet Baukonstruktion I und Entwerfen, bei dem die Fäden des Wettbewerbs zusammenliefen.
Beteiligt war außerdem das Fachgebiet Tragwerk und Material, unter der Leitung von Professor Dr. Jürgen Graf, das an der RPTU zu kreislaufeffektiven Holzbauweisen forscht. Eine besondere Rolle im Wettbewerb spielte neben der gewünschten Einbindung in die vorhandene Architektur die Flexibilität der Module. Dies galt sowohl hinsichtlich der gewünschten Nutzungsvielfalt, als auch für eine mögliche Wieder- oder Weiterverwendung. Sortenreinheit und Demontierbarkeit waren daher wichtige Stichworte im Wettbewerb.
Mit den Ergebnissen, die von angehenden Architektinnen und Architekten des Masterstudiengangs letztlich eingereicht wurden, waren die Verantwortlichen sehr zufrieden. Die Bandbreite reichte von komplett eingerichteten Containerlösungen, bei den Schränke und Regale auch statisch-konstruktive Funktionen erfüllten, über vorgefertigte Wand- oder Deckenelemente, die sich als Ergänzung oder Erweiterung von Bestandsgebäude eignen, aber auch zu eigenständigen Gebäuden zusammenfügen lassen, bis hin zu dreidimensionalen Erweiterungsmodulen mit fertiger Außenhaut samt Dach.
„In allen Fällen wurde auch die grundsätzliche Anwendung auf die unterschiedlichsten städtebaulichen Situationen der Südwestpfalz nachgewiesen“, betont Professor Milla. Hierzu war durch Modelle und Planzeichnungen die Einbindung in eine ländliche Siedlungsstruktur am Beispiel der Ortsgemeinde Rumbach zu lösen; am Beispiel der Stadt Rodalben war das Modul in ein typischen Wohnbaugebiet der 1960er und 1970er-Jahre einzupassen und am Beispiel der Stadt Dahn war die Verwendung der Module zur Nachverdichtung eines kleinstädtischen Siedlungskerns zu prüfen. Spannend bleibt dabei die Frage, ob die Ideen zur Marktreife gebracht werden können.
Als Siegerin des studentischen Wettbewerbs wurde Ann Kathrin Eckthaler aus Kaiserslautern ausgezeichnet. Sie durfte sich über ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro freuen. Die Wettbewerbserste hat einen Modulkatalog aus verschiedenen Bauelemente entwickelt, die in einem vorgegebenen Rastermaß in Holzskelettbauweise zusammengefügt werden können. Darüber hinaus überzeugten das von ihr ausgewählte Dämmmaterial aus gepresstem Stroh sowie ein Wandputz aus wiederverwendbarem Lehm.
Der mit 400 Euro dotierte zweite Platz ging an Laura Klug aus Rodalben. Von ihr stammen die dreidimensionalen Module, die zu kompletten Häusern addiert, aber auch als Ergänzung und Verbindung von Bestandsgebäuden genutzt werden können. Indem die Module auch gegeneinander verschiebbar sind, ergeben sich interessante Raum- und Belichtungssituationen. Mit dem dritten Platz und einem Preisgeld in Höhe von 300 Euro wurde die Arbeit von Markus Steigmann (Gerolsheim) ausgezeichnet, der ebenfalls vorgefertigte Modulelemente entworfen hatte. Die Entwürfe von Sarah Schmidt (Haßloch) und Leon Schlatter (Frankweiler) erhielten Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 150 Euro.
Die Preise wurden von der Stiftung zukunftsfähige Südwestpfalz zur Verfügung gestellt, die auch die Preisverleihung selbst unterstützte. Der Schwerpunkt der Stiftung, die aus einer privaten Erbschaft heraus gegründet wurde, liegt auf der Förderung innovativer Ideen, Projekte oder Unternehmensgründungen, die geeignet sind, längerfristig neue, qualifizierte Arbeitsplätze in der Region zu schaffen sowie das Bild der Region zu verbessern. Außerdem will die Stiftung in der Südwestpfalz ansässige, talentierte junge Leute bei der Ausbildung unterstützen – sei es beim Studium an einer regionalen Hochschule oder bei der Aus- oder Weiterbildung im handwerklich-gewerblichen Bereich.
Die Festrede zum Abschluss des Wettbewerbs hielt der Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Joachim Becker aus Neustadt an der Weinstraße. Schülerinnen und Schüler der Kreismusikschule Südwestpfalz umrahmten die Feier musikalisch. Die prämierten Wettbewerbsarbeiten dienen nun als Grundlage für eine Weiterentwicklung der Module im Fachgebiet Tragwerk und Material der RPTU. Hierfür hat die Universität einen Forschungsantrag beim Bundesministerium für Wohnen, Städtebau und Bauentwicklung gestellt.