Begrünte Beete sind im Garten und Vorgarten einer pflegeintensiveren Schotterfläche vorzuziehen.
Die Veranstaltung Naturnahes Grün im öffentlichen Raum am 04.05.2023 wird daher auch für private Teilnehmer geöffnet. Christiane Brell vom Büro für innovative Umweltplanung bietet mit der UNB von 14:00 bis 18:00 Uhr im Kreistagssaal der Kreisverwaltung einen kostenlosen Workshop dazu an. Im Jahresverlauf plant die weitere UNB Veranstaltungen, auf die zeitnah hingewiesen wird.
Lebendige bunte Gärten können pflegeleichter angelegt werden, wirken sich positiv auf das Mikroklima vor Ort aus, regulieren Oberflächenwasser leichter, bieten vielfältigen Lebensraum und wirken sich positiv auf weitere Umweltaspekte aus.
In den letzten Jahren wurden sogenannte Schottergärten immer beliebter. Ein Schottergarten wird – im Gegensatz zur traditionellen Pflanzgartennutzung – weitgehend durch flächig aufgetragene Steine einheitlicher Größe und Art aus Kies, Split, Schotter oder dergleichen hergestellt. Der Untergrund wird vorher mit einem Bodenvlies abgedeckt. Das soll eigentlich jeglichen Pflanzenaufwuchs unterbinden.
Die Idee eines Schottergartens liegt zumeist im ordentlichen Charakter und der Annahme leichter Pflege begründet. Wer näher hinschaut erkennt, das ist nicht so. Das ordentliche Bild der frisch angelegten Schottergärten verändert sich bereits nach einer relativ überschaubaren Zeit. Denn trotz Vlies wachsen in dem Schotterbett unerwünschte Pflanzen, die für den akkuraten Charakter mühsam händisch gejätet werden müssen. Das Laub nah gelegener Gehölze fällt zwischen die Steine und muss regelmäßig aufwändig entfernt werden. Zudem lagern sich Algen, Moose sowie Schmutz an, die Steine nachhaltig verfärben, weshalb die Steine in regelmäßigen Zeitabständen erneuert oder aufwendig gereinigt werden müssen.
Neben der vermeintlich leichten Pflege wirken Schottergärten aber auch auf unsere Umwelt im negativen Maße, insbesondere auf das innerörtliche Klima. Während begrünte Gärten die Umgebung kühlen, heizen die Schottergärten sich und ihr Umfeld im Sommer extrem auf. Im Vergleich zu naturbelassenen Gartenböden weisen die geschotterten Flächen häufig durchschnittlich 10 - 20 °C höhere Temperaturen auf. An stark besonnten Bereichen können an den Steinen sogar Temperaturen von über 50° C gemessen werden. Weitere Ursache für die höhere Umgebungstemperatur ist - neben der hohen Wärmespeicherung der Steine - insbesondere die durch den Steinauftrag verloren gegangene luftkühlende Wirkung der Gartenböden. Denn gewöhnlich sorgt die Verdunstung des im Gartenboden gespeicherten Wassers für eine kühlere, angenehmere Lufttemperatur im heißen Sommer.
Darüber hinaus sind naturnahe, bepflanzte Gärten für das innerörtliche Klima überaus wichtig. Naturbelassene Gartenböden nehmen auch Regenwasser effizienter auf und speichern es länger, wodurch sich zusätzlich der Oberflächenabfluss des Wassers wesentlich reduziert. Mit einem sonst hohen Oberflächenabfluss erhöht sich besonders bei Starkregenereignissen die Gefahr von Wasserschäden, beispielsweise durch überschwemmte Keller und Straßen.
Gärtnerisch genutzte Böden dienen vielen Pflanzen als Lebensraum, die die Umgebungstemperatur gleichermaßen positiv regulieren und gleichzeitig von unzähligen Insektenarten als wichtige Nahrungsgrundlage in unserem Ökosystem genutzt werden. Letztlich profitiert neben der Artenvielfalt auch die Luftqualität von bepflanzten Gartenböden. Diese wird verbessert, indem die Pflanzen lebenswichtigen Sauerstoff produzieren und atmosphärische, gesundheitlich bedenkliche Feinstäube, die beispielsweise durch den Autoverkehr ausgestoßen werden, in ihrem Pflanzengewebe binden.
Im Vergleich zu den pflegeintensiven Schotterflächen sorgen naturbelassene Pflanzgärten also für eine angenehm kühle und sauberere Luft. Sie verringern die Gefahr von Wasserschäden bei Starkregenereignissen und sie sind ein ökologischer Mehrwert für unsere Tier- und Pflanzenwelt. Die Pflanzgärten sind entsprechend weitaus umweltfreundlicher und können durch eine im Vorfeld bedachte Ausgestaltung auch pflegeleicht angelegt werden. Beispielsweise kann durch den gezielten Einsatz von ein- oder zweijährigen Pflanzen, also kurzlebigen, sich selbst aussamenden Gräsern und Stauden, eine dichte Vegetationsdecke schnell hergestellt werden. Dann finden unerwünschte Unkräuter praktisch keinen Platz zum Gedeihen. Statt der regelmäßig notwendigen Pflege des Schottergartens kann man sich nun auf eine ein- bis zweimalige Mahd im Jahr oder einen Rückschnitt beschränkt werden. Dadurch wird der Garten zusätzlich mit einem optisch attraktiven Blühaspekt belohnt. Darüber hinaus haucht man dem Garten, der durch diese extensive Pflege nicht unordentlich wirkt, etwas Leben ein.
Wer es etwas wilder und bunter mag, kann eine standortgerechte, artenreiche Blühmischung gebietsheimischer Wildblumenarten aussäen und wachsen lassen. Nach kurzer Zeit summt und brummt es in der vielfältigen Blütenpracht im wahrsten Sinne des Wortes. Pflegeleicht sind diese Saaten im Regelfall auch – diese sind häufig für eine Standzeit von bis zu fünf Jahren konzipiert. Soll es etwas gepflegter aussehen, empfiehlt sich eine Mahd pro Jahr. Diese erfolgt am besten erst im folgenden Frühjahr. Denn die Stängel der abgeblühten Pflanzen dienen unzähligen Schmetterlinge oder Wildbienen und anderen Insekten als Überwinterungsquartier.