„Aus dem zum nassen Panzergraben begradigten Wasserlauf mit sehr schlechter Wasserqualität wurde wieder ein naturnahes Fließgewässer, dessen Qualität sich bereits nachweislich verbessert hat“, umriss Dr. Ganster den Erfolg der Maßnahme und warb bei den Gästen gleich für die Region. „Die Südwestpfalz zeichnet sich durch eine herrliche und schützenswerte Naturlandschaft aus. Diese gilt es zu bewahren und an der ein oder anderen Stelle durch solche Maßnahmen wieder herzustellen.“
Bis heute wurden im Landkreis Südwestpfalz innerhalb der Wasserrahmen-Richtlinie insgesamt 15 Maßnahmen zur Renaturierung umgesetzt, deren Kosten sich auf rund 1,7 Millionen Euro beliefen. Dabei ragt die Renaturierung Felsalb mit etwa 700.000 Euro heraus. Insgesamt wurden auf etwa 2,5 km zwischen Dusenbrücken und der Kirschbacher Mühle zehn Linienmaßnahmen zur strukturellen Aufwertung der Gewässer umgesetzt und an acht Querbauwerken die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen geschaffen. In Abstimmung mit der SGD Süd, der Stiftung Grüner Wall im Westen und 90-prozentiger Förderung durch die Aktion Blau Plus wurde die Felsalbe zwischen Sommer 2020 und Frühjahr 2021 auf einer Strecke von etwa 2,5 km renaturiert. Der natürliche gestaltete Flusslauf schafft neuen Lebensraum und leistet so einen wichtigen Beitrag für mehr Biodiversität.
Auslöser für diese Maßnahmen ist eine europaweit im Jahr 2000 in Kraft getretene Richtlinie mit dem zentralen Ziel eines europäischen Gewässerschutzes auf einheitlichem und hohem Niveau. Um deren Ziele zu erreichen haben SGD Süd und die Kreisverwaltung gemeinsam gebietsspezifische Maßnahmenvorschläge entwickelt und bei der Umsetzung eng zusammengearbeitet.
Als Impulsgeber für die Renaturierungsmaßnahme an dieser Stelle dankte die Landrätin dem NABU. Der damalige Vorsitzende der Kreisgruppe, Dr. Hertz trat bereits 2003 mit einer Idee an die SGD Süd heran. Er bot an, im Bereich dort liegender Grundstücke des NABU, die rudimentär vorhandenen Altarme wieder an die Felsalbe anzuschließen. Auf dieser Grundlage konnte die Planung entwickelt und die Möglichkeiten bis zur nun abgeschlossenen Renaturierung ausgearbeitet werden.
Notwendig wurde sie, weil Ende der 1930er Jahre im Rahmen des Westwallbaus die Felsalbe komplett umgestaltet wurde. Dabei wurde sie zwischen Dusenbrücken und Kirschbachermühle zu einem sogenannten Annäherungshindernis umfunktioniert und hierzu begradigt, tiefergelegt und im Regelprofil ausgebaut. Zusätzlich wurden mehrere Stauhaltungen aus Spundwandprofilen errichtet, um die angrenzende Aue zu überfluten und für militärische Fahrzeuge unpassierbar zu gestalten. Die Felsalbe steht dort als Teil des Strecken- und Flächendenkmals Westbefestigung daher unter Denkmalschutz. Um den Belangen des Denkmalschutzes Rechnung zu tragen, bleiben Spundwände in Teilen vorhanden und werden in die noch ausstehenden Beschilderung und Information zur Gesamtmaßnahme eingebunden.
Die Wasserrahmen-Richtlinie soll dafür zu sorgen, dass Bachläufe ihre ursprünglichen Verläufe zurückbekommen und sich heimische Fische wieder verbreiten, indem beispielsweise die Fließgeschwindigkeit im Bach variiert wird oder auch Kurven zusätzlich eingebaut werden. Dafür wurde in Bereichen mit geringem Gehölzbewuchs beidseitig der Uferverbau entfernt und zu unterschiedlichen Buhnenstrukturen verbaut. Mittelfristig soll damit eine eigendynamische Gewässerentwicklung ausgelöst werden. Als Laichstellen wurden Kiesrauschen in stärker durchströmten Bereichen eingebracht, um eine dauerhafte Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Wichtige Lebensräume in Form verschiedener Totholzelemente für Fische und andere Wasserlebewesen wurden integriert. Vom Wurzelteller als Fischunterstand, über Faschinen als Jungfischhabitat bis hin zu kompletten Raubäumen wurden die Belange aller Altersstadien der Fischentwicklung berücksichtigt, um damit auch die Biotopvernetzung verstärkt. Das Totholz und die Strömungslenker helfen der Felsalbe nun, ihr flaches und breites Bett bei Hochwasser zu regenerieren. Auf diese Weise entstehen natürlichere Flussstrukturen wie Kurven und Strudel aber auch Sandbänke, die einer Vielzahl an Fischen und anderen Lebewesen einen neuen Lebensraum im und um das Wasser herum bieten. Letztlich sollen Neunage, Groppe oder Forelle als heimische Fische angelockt und die Artenvielfalt wieder verbessert werden.